Charttechnik Analyse: Typische Trendverläufe an der Börse

Kurse folgen in der Praxis immer einer übergeordneten Richtung, welche wir Trend nennen. Erfolgreiche Trader sind in der Lage, diese Trends frühzeitig zu erkennen und sie für ihr Trading zu nutzen. Mach auch Du Dich mit den typischen Trendverläufen an der Börse vertraut, und nutze dieses Wissen, um profitabler zu handeln.

Das Wichtigste in der Zusammenfassung

• Kurse (von Aktien) verlaufen niemals linear, sondern in Wellen- oder Zick Zack Mustern
• Charttechnik Analyse: Jedem Kursverlauf liegt eine übergeordnete Richtung zu Grunde, welche Trend heißt
• Aufwärtstrends zeichnen sich dabei durch höhere Hochs und höhere Tiefs aus
• Abwärtstrends zeichnen sich dabei durch tiefere Hochs und tiefere Tiefs aus
• Bei Seitwärtstrends bewegen sich die Kurse in einer Range zwischen dem Hoch 1 und dem Tief 1
• Bei Kursverläufen, die keinen klaren Trend erkennen lassen, gilt: NICHT traden!
• Trends und auch Trendbrüche kannst Du gewinnbringend für Dein persönliches Trading nutzen
• Chartanalyse ist eine Kunst und keine Wissenschaft: Sie liefert Prognosen nach Wahrscheinlichkeiten, aber leider immer ohne Garantie

Inhaltsverzeichnis

1. Was ist ein (Börsen-)Trend?
2. Der Aufwärtstrend in der Charttechnik Analyse
   
3. Der Abwärtstrend in der Charttechnik Analyse
   
4. Der Seitwärtstrend in der Charttechnik Analyse
   
5. Trendbrüche

1. Was ist ein (Börsen-)Trend?

Neben den Informationen, welche Du aus einer einzelnen Candlestick herauslesen kannst, ist für Trader bei der technischen Analyse von Charts der übergeordnete Verlauf des Kurses von enormer Bedeutung.

Die Richtung, in welche der Kurs grundsätzlich verläuft, nennt man in der Fachsprache den Trend.

Trend = übergeordnete Richtung, in welche der Kurs läuft

Die folgende Grafik verdeutlicht den Zusammenhang.

Durch den ständigen Handel laufen Kurse niemals linear in eine Richtung, sondern in Wellen oder Zick-Zack-Mustern. Es geht eine zeitlang bergauf, dann eine zeitlang bergab, wieder bergauf, wieder bergab usw.

Da der Kurs durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, steigen die Kurse, wenn es mehr Käufer als Verkäufer gibt und sie fallen, wenn es mehr Verkäufer als Käufer gibt.

Eine der wichtigsten Aufgaben in der technischen Analyse besteht demzufolge darin, den Trend im Kursverlauf zu identifizieren.

Hierbei können Kurse im Prinzip 3 unterschiedliche Arten von Trends ausbilden:

1. Aufwärtstrends
2. Abwärtstrends
3. Seitwärtstrends

Die Kenntnis über den vorherrschenden Trend ist elementar wichtig, da viele Handelsideen darauf basieren, "mit dem Trend" zu gehen.

2. Der Aufwärtstrend in der Charttechnik Analyse

Das bestimmen von Trends in verschiedenen Charts ist keine Raketenwissenschaft. Es gibt nämlich klare Regeln, anhand derer Du ab sofort Trends sauber technisch für Dein Trading identifizieren kannst. Dabei gehst Du wie folgt vor:

1. Im Chart die Wellen bzw. Zick Zack Muster erkennen
2. Hoch- und Tiefpunkte markieren
3. Trend einzeichnen

Die folgende Grafik zeigt das Ergebnis in der Praxis.

Der Chart zeigt den Kursverlauf der Aktie MASTERCARD auf der Zeitebene 1 Tages Basis. 

1. Zunächst habe ich in schwarz die Wellen / Zick Zack Muster eingetragen
   
2. Im zweiten Schritt habe ich die jeweiligen Wendepunkte markiert: In blau die jeweiligen Tiefpunkte und in grün die jeweiligen Hochpunkte
3. Zum Schluss kam in rot noch der übergeordnete Trend hinzu

Vielleicht sagst Du Dir gerade: O.k., das die Kurse steigen, hätte ich auch ohne den ganzen Kram erkannt.

Das mag sein. Spannend ist jedoch auch nicht nur die Frage, welcher Trend vorherrscht, sondern auch, wann er aufhört.

Regeln für intakten Aufwärtstrend

Aus diesem Grund ist es wichtig, die Hoch- und Tiefpunkte genau zu identifizieren. Du hast es mit einem sauberen Aufwärtstrend zu tun, wenn ...

• Der Kurs immer höhere Hochs ausbildet (neues Hoch liegt über vorherigem Hoch)
• Der Kurs immer höhere Tiefs ausbildet (neues Tief liegt über vorherigem Tief)

Im obigen Chart ist zu erkennen, dass jedes neue Hoch oberhalb des vorherigen Hochs liegt und ebenfalls jedes neue Tief oberhalb des vorherigen Tiefs liegt. Daher liegt ein stabiler, technisch sauberer Aufwärtstrend vor.

Aufwärtstrends = Bullenmärkte

Aufwärtstrends werden auch als Bullenmärkte bezeichnet, da hier die Käufer von Aktien den Trend bestimmen und die Oberhand haben.

3. Der Abwärtstrend in der Charttechnik Analyse

Der zweite Trend, welchen Du kennen und erkennen solltest, ist das Gegenteil des Aufwärtstrends, der sogenannte Abwärtstrend.

Der obige Chart zeigt den Kursverlauf von QUALCOMM auf 1 Tages Basis. Auch hier bin ich zur Bestimmung des Abwärtstrends auf die gleiche weise vorgegangen: Muster identifizieren und einzeichnen, Hoch- und Tiefpunkte markieren und den obergeordeneten Trend eintragen.

Regeln für intakten Abwärtstrend

Du hast es mit einem sauberen Abwärtstrend zu tun, wenn ...

• Der Kurs immer tiefere Hochs ausbildet (neues Hoch liegt unter vorherigem Hoch)
• Der Kurs immer tiefere Tiefs ausbildet (neues Tief liegt unter vorherigem Tief)

Im obigen Chart kannst Du sofort erkennen, dass beide Regeln erfüllt sind: Jedes Tief liegt tiefer als das vorangegangene Tief und gleiches gilt für die Hochs, welche immer tiefer ausgebildet werden. Daher liegt hier ein stabiler, technisch sauberer Abwärtstrend vor.

Abwärtstrends = Bärenmärkte

Abwärtstrends werden auch als Bärenmärkte bezeichnet, da hier die Verkäufer die Oberhand haben und den Trend bestimmen.

4. Der Seitwärtstrend in der Charttechnik Analyse

Der dritte Trendverlauf ist der sogenannte Seitwärtstrend. In diesem Fall halten sich die Bullen und Bären in etwa die Waage und die Kurse verlaufen seitlich.

Der obige Chart zeigt beispielhaft einen Seitwärtstrend bei PAYPAL. Nach dem Hoch 1 werden alle weiteren Hochs knapp unterhalb des ersten Hochs ausgebildet, jedoch auch nicht signifikant darunter.

Alle Tiefs befinden sich auf der Höhe des Tief 1 oder etwas höher, jedoch auch hier nicht signifikant höher.

Du kannst also erkennen, dass sich die Kurse letztendlich in einem gedanklichen Kanal zwischen Hoch 1 und Tief 1 bewegen und kurz vor den Rändern wie die Kugel in einem Flipper wieder in die andere Richtung gehen.

Regeln für intakten Seitwärtstrend

Du hast es mit einem sauberen Seitwärtstrend zu tun, wenn ...

• Die Kurse innerhalb einer Range (Kanal) verlaufen (zwischen Hoch 1 und Tief 1)
• Keine neuen Hoch- oder Tiefpunkte außerhalb des Kanals gebildet werden
• Sich neue Hoch- und Tiefpunkte jeweils in der Nähe von Hoch 1 bzw. Tief 1 bilden

Wie bereits angedeutet: In einem Seitwärtstrend sind die Kräfte der Bullen und Bären in etwa gleich.

Seitwärtstrend = Bullen und Bären gleich stark

Zum Abschluss der Betrachtung von Trends jetzt noch ein extrem wichtiger Tipp für Dein Trading.

Exkurs: Kein sauberer Trend erkennbar

Wenn Du eine gewisse Erfahrung in der technischen Analyse gesammelt und dadurch Sicherheit gewonnen hast, wirst Du dazu neigen, überall Trends zu erkennen.

Es gibt jedoch auch Kursverläufe, wo eigentlich keine klar erkennbaren Trends vorhanden sind. Die folgende Grafik zeigt den Kursverlauf von JOHNSON & JOHNSON. Natürlich kannst Du nun mit viel Wohlwollen Abwärts-, Seitwärts- und Aufwärtstrends identifizieren.

Jedoch erkennst Du sie eigentlich immer erst, wenn sie schon gelaufen sind.

Eine der wichtigsten Tradingregeln, welche Du aus der technischen Analyse ableiten kannst:

Kein eindeutiger Trend = Kein Trading

Gutes Trading oder gute Trader zeichnen sich auch dadurch aus, zu wissen, wann sie nicht traden sollten.

Du bist kein professioneller Börsenhändler, der investieren muss. Kannst Du keinen sauberen Verlauf erkennen, schütze Dein Kapital und trade nicht. Das ist in diesem Fall ein Zeichen von qualitativ hochwertigem Trading.

5. Trendbrüche

Wie kannst Du nun dieses Wissen über den Trend für Dein Trading nutzen?

Im Grunde genommen gibt es zwei Trading Ideen, welche beide in der Praxis gut funktionieren. Der erste Ansatz lautet:

Trade immer mit dem Trend

Diese Idee funktioniert wie folgt:

• In einem Aufwärtstrend tradest Du Long Positionen (bullish)
• In einem Abwärtstrend tradest Du Short Positionen (bearish)
• In einem Seitwärtstrend tradest Du gar nicht

Wenn Du dieses Konzept berücksichtigst, wirst Du damit vermutlich nicht zum Millionär an der Börse. Viel wichtiger ist jedoch: Du wirst auch keine Millionen in den Sand setzen.

Trendbrüche traden

Die zweite Möglichkeit basiert auf dem Umstand, das Ende eines Trends erkennen zu können. Wenn Du einen Trend entdeckt hast, der schon eine ganze Weile in eine Richtung läuft, kannst Du auch Trendbrüche traden.

Trendbrüche bieten gute Tradingmöglichkeiten

Auch diese Strategie erfreut sich in der Praxis hoher Beliebtheit und liefert gute Ergebnisse.

Was ist ein Trendbruch?

Trendbruch: Die Regeln für einen intakten Trend werden gebrochen

Werfen wir nochmal einen Blick auf den obigen Chart: Qualcomm war in einem stabilen und gut zu tradenden Abwärtstrend. Es kam beständig zu tieferen Hochs und zu tieferen Tiefs. Du bist also vermutlich Short im Markt und machst Gewinne, wenn die Kurse fallen.

Nachdem der Kurs mit Tief 5 erneut ein tieferes Tief ausgebildet hat, kommt es jedoch zu einem Trendbruch: Das letzte Hoch 5 wird überschritten und es kommt zu einem höheren Hoch, Hoch A.

Trading Idee bei Trendbrüchen

Sobald der Kurs die rot gepunktete Linie nach oben durchbrochen hat, ist der Abwärtstrend nicht mehr intakt.

Ferner kannst Du erkennen, dass Tief 5 nun der Anfang einer neuen Aufwärtsbewegung ist.

Viele Trader nutzen daher den Trendbruch in der Hoffnung auf eine vollständige Trendumkehr. Bedeutet in diesem Fall: Beim durchbrechen des Kurses durch die rot gepunktete Linie hättest Du Deine Short Position geschlossen und eine Long Position eröffnet, um an der erwarteten Aufwärtsbewegung zu partizipieren.

Meine Empfehlung

Ich würde Dir von einer solch einfachen Trading Idee ehrlich gesagt abraten, denn sie ist ein wenig zu simpel, um profitabel zu sein. Das Hauptproblem liegt darin, dass Du zu viele Fehlsignale erhalten wirst. 

Du kannst die Information aus dem Trend jedoch in Verbindung mit anderen Informationen nutzen und daraus extrem profitable Handelsideen ableiten.

Ich hoffe, Du hast jetzt eine gute Vorstellung davon, welche großen Vorteile Dir die technische Analyse beim Trading liefern kann.

Einen letzten Tipp möchte ich Dir noch mit auf den Weg geben:

Chartanalyse ist eine Kunst und keine Wissenschaft

Nutze die Chartanalyse zur Unterstützung Deiner Ideen. Nicht mehr und auch nicht weniger. Und sei darauf gefasst, dass auch die klarsten Muster keine Garantie für zukünftige Kursentwicklungen sind.

Kurse entstehen durch Angebot und Nachfrage. Beide hängen von Menschen ab, welche Emotionen haben und manchmal nicht nachvollziehbare Entscheidungen treffen ...

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