Steuern für Kapitalanleger: Das solltest Du wissen

Steuern für Kapitalanleger: Das solltest Du wissen

von Dean Gröning
02.10.2024
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Als Investoren und Trader an der Börse beschäftigen wir uns naturgemäß sehr viel und gerne mit der Optimierung unserer Handelsstrategien. Wie können wir noch mehr Rendite erzielen?

Es gibt jedoch auch in diesem Kontext ein Thema, welches sich ungefähr wie Zahnschmerzen anfühlt: Steuern.

In diesem Beitrag erkläre ich Dir, wie die Besteuerung für Kapitalanleger in Deutschland funktioniert und gebe Dir hilfreiche Tipps, wie Du Deine Steuerlast optimieren kannst.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was sind die Grundlagen der Besteuerung für Kapitalanleger?
  2. Der Steuerfreibetrag für Kapitalerträge
  3. Welche Steuern fallen auf verschiedene Anlageformen an?
  4. Wie kannst Du Deine Steuerlast optimieren?
  5. Wann wird die Abgeltungssteuer fällig?
  6. Fazit: Steuern optimieren und mehr von Deinen Trading-Gewinnen behalten


1. Was sind die Grundlagen der Besteuerung für Kapitalanleger?

Wenn Du als Privatanleger mit Trading an der Börse Geld verdienst, werden in Deutschland Steuern auf Deine Gewinne fällig. 

Konkret ist hierbei die sogenannte Abgeltungssteuer zu zahlen. Die Abgeltungssteuer beträgt 25 % und wird auf alle Kapitalerträge erhoben. 

Dazu kommen noch der Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5% und gegebenenfalls Kirchensteuer, was die Gesamtbelastung auf etwa 26-28 % erhöht.

Was bedeutet das für Dich? 

Ganz einfach: 

Gewinne, die Du durch den Verkauf von Aktien, ETFs oder anderen Finanzprodukten erzielst, unterliegen der Abgeltungssteuer. Das bedeutet, dass rund ein Viertel Deiner Gewinne direkt an den Staat geht. 

Aber keine Sorge, es gibt auch Möglichkeiten, wie Du Deine Steuerlast reduzieren kannst – dazu später mehr.



2. Der Steuerfreibetrag für Kapitalerträge

Das deutsche Steuersystem ist sehr effizient 😥

Es existieren jedoch zumindest kleine Vergünstigungen: Es gibt einen sogenannten Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro (2.000 Euro für Verheiratete). 

Dieser Freibetrag gilt für alle Kapitalerträge im Jahr und bedeutet, dass die ersten 1.000 Euro, die Du durch Zinsen, Dividenden oder Gewinne aus dem Trading erzielst, steuerfrei sind.

Finanz-Tipp:

Wenn Du absehen kannst, dass Du regelmäßig Kapitalerträge hast (alle, die eine Cashflow-Strategie verfolgen), solltest Du bei Deiner Bank/Deinem Broker einen Freistellungsauftrag einreichen. 

So stellst Du sicher, dass dieser Freibetrag bereits automatisch berücksichtigt wird und Du weniger Abgeltungssteuer zahlen musst.

Bei Online Brokern wie Scalable oder Trade Republic kannst Du die Einstellungen beispielsweise bequem in der App vornehmen.



3. Welche Steuern fallen auf verschiedene Anlageformen an?

Nun wollen wir uns einmal konkret ansehen, worauf beim Trading Steuern anfallen können.

Steuern auf Aktiengewinne

Wenn Du Aktien kaufst und mit Gewinn verkaufst, musst Du den Gewinn versteuern. 

Auch Dividenden, die Du durch Aktien erhältst, unterliegen der Abgeltungssteuer. Die Regelung gilt sowohl für Aktien, die Du an deutschen Börsen handelst, als auch für internationale Wertpapiere.

Eine Spekulationssteuer und/oder eine Steuerfreiheit bei einer Haltedauer von mehr als 10 Jahren gibt es bei Aktien nicht.

Steuern auf ETFs

ETFs (Exchange Traded Funds) erfreuen sich großer Beliebtheit, vor allem bei langfristig orientierten Anlegern. Ich selbst nutze sie sowohl privat zum Vermögensaufbau als auch in meinen Coachings.

Aber wie werden sie besteuert? 

Seit der Investmentsteuerreform 2018 gibt es eine neue Regelung: Auch ETFs unterliegen der Abgeltungssteuer. 

Allerdings werden thesaurierende ETFs, die ihre Erträge automatisch reinvestieren, oft günstiger besteuert. Für den langfristigen Vermögensaufbau empfehle ich daher meistens diese Fonds.

Bei einer Strategie zur Erzielung eines regelmässigen Einkommens sind jedoch die ausschüttenden ETFs zu bevorzugen. Die Abgeltungssteuer fällt dann auch nur auf den jeweils auszuschüttenden Betrag an.

Steuern auf Derivate und Optionen

Für fortgeschrittene Trader, die mit Optionen, Futures oder anderen Derivaten handeln, gelten die gleichen Grundregeln wie für Aktien: Gewinne müssen versteuert werden. 

Allerdings können hier noch Verlustverrechnungen eine Rolle spielen. Verluste aus Optionen können mit Gewinnen aus Termingeschäften (Optionstrades) verrechnet werden.

Verlustverrechnung: Was Du zwingend beachten solltest

Der Gesetzgeber hat, um Spekulationen die Attraktivität zu nehmen, ab dem Jahr 2021 ein paar unschöne Änderungen für uns Optionstrader eingeführt:

Verluste aus Optionstrades können nur noch in einer Höhe von 20.000 € mit Gewinnen verrechnet werden

Über die Sinnlosigkeit dieses Gesetzes mag ich nichts mehr schreiben, lediglich an einem Beispiel erklären: Du erzielst im Optionshandel Gewinner in Höhe von 50.000 € und hast 80.000 € Verlierer getradet.

Das würde ja normalerweise bedeuten: 50.000 € - 80.000 € = -30.000 € Verlust (also keine Gewinne und demzufolge keine Steuer). 

Nach der neuen Gesetzgebung kannst Du jedoch nur noch 20.000 € an Verlusten pro Jahr verrechnen. Bedeutet: Obwohl Du real einen Verlust von -30.000 € erzielt hast, darfst Du zusätzlich noch auf 30.000 € (50.000 € Gewinne - 20.000 € Verluste) Steuern bezahlen.

Da hilft es auch wenig, wenn Du die offenen Verluste von 60.000 € in die nächsten 3 Jahre mitnehmen kannst.

Fazit

Um dieses Problem zu umgehen, scheiden einige Handelsstrategien im Optionsbereich aus steuerlichen Gründen aus. 

Bei meinen Strategien wird weniger getradet und die Verliererquoten sind extrem gering, so dass die Regelung für mich und die Nutzer meiner Strategien nicht greift.



4. Wie kannst Du Deine Steuerlast optimieren?

Jetzt kommen wir zum spannenden Teil: Wie kannst Du als Trader oder Kapitalanleger Deine Steuerlast optimieren? 

Hier sind drei Strategien, die Dir helfen können, weniger Steuern zu zahlen:

1. Nutze den Sparerpauschbetrag vollständig aus

Wie bereits erwähnt, hast Du pro Jahr einen Steuerfreibetrag von 1.000 Euro. Stelle sicher, dass Du diesen auch wirklich nutzt. 

Falls du mehrere Depots bei unterschiedlichen Banken hast, vergiss nicht, Freistellungsaufträge für alle Depots einzureichen. Die Gesamtsumme darf dabei 1.000 € nicht überschreiten, also nicht bei jeder Bank 1.000 € beantragen 😄

2. Gewinne laufen lassen

Wenn du langfristig Vermögen aufbauen möchtest, ist es sinnvoll, die ETFs oder Aktien einfach zu behalten. Hast Du vor 23 Jahren eine Apple-Aktie zum Preis von 20 USD gekauft und die steht heute bei 245 USD, fällt grundsätzlich keine Steuer an. Du hast zwar einen Gewinn von 225 USD, jedoch lediglich einen sogenannten Buchgewinn.

Besteuert werden aber nur realisierte Gewinne. Die Abgeltungssteuer fällt also erst an, wenn Du die Aktien (mit Gewinn) verkaufst.

Deswegen heißt es auch so schön: Hin und Her macht Taschen leer.

3. Verrechnung von Verlusten

Verluste sind nicht immer schlecht, zumindest aus steuerlicher Sicht. Du kannst Verluste aus Kapitalanlagen nutzen, um Gewinne zu reduzieren. 

Achte darauf, Verluste strategisch zu realisieren, um Steuervorteile zu nutzen. Besonders, wenn Du verschiedene Depots und Anlageklassen hast, kann dies eine effektive Strategie sein.

Ehrlicherweise ist die dritte Möglichkeit jedoch nur eine Verminderung der Schmerzen. Ich persönlich zahle lieber Steuern auf Gewinne, als dass ich mir Gedanken über Verluste mache.



5. Wann wird die Abgeltungssteuer fällig?

Die Abgeltungssteuer wird in der Regel automatisch von Deiner Bank einbehalten, sobald du Gewinne realisierst. 

Das bedeutet, dass Du Dich um nichts kümmern musst, solange Du bei einer Deutschen Bank oder einem Deutschen Broker investierst. 

Allerdings kann es bei Investitionen anders aussehen, insbesondere wenn Du über ausländische Broker (wie z.B. Interactive Brokers) handelst. In diesen Fällen führt der Broker keine Abgeltungssteuer ab und Du bekommst die vollen Beträge ausbezahlt. 

Du musst selbst eine Steuererklärung abgeben und Deine Kapitalerträge bei der Steuer angeben. 😜



6. Fazit: Steuern optimieren und mehr von Deinen Trading-Gewinnen behalten

Sobald Du Gewinne an der Börse machst, sind Steuern zwar unvermeidlich, aber mit den richtigen Strategien kannst Du die Steuerlast deutlich reduzieren. 

Nutze den Sparerpauschbetrag, realisiere Verluste strategisch und investiere in steuerlich optimierte Produkte wie ETFs. So stellst Du sicher, dass Du nicht unnötig viel an das Finanzamt abgibst. Grundsätzlich empfehle ich immer, sobald die Beträge größer werden, einen Steuerberater frühzeitig einzubeziehen.

Letztendlich solltest Du jedoch nicht zu viel Aufmerksamkeit auf die Steuern verwenden. Wer an der Börse keine Gewinne erzielt, muss auch keine Steuern zahlen.

Also konzentriere Dich zunächst einmal darauf, dauerhaft profitabel zu traden. Und erst im zweiten Schritt geht es dann darum, die erzielten Gewinne vor der Steuer zu schützen.

Dean Gröning
Dean Gröning
💶 Dean Gröning - Gründer der Online Börsenschule 👉 2 Jahre Ausbildung zum Bankkaufmann 👉 5 Jahre BWL Studium (Schwerpunkt Bank) 👉 8 Jahre Erfahrung im Optionshandel 👉 20 Jahre Erfahrung im passiven Investieren (Aktien, Fonds & Co.) 🏖️ Ich lebe auf Mallorca und liebe Radfahren, Joggen, das Meer und Coke Zero Zero 😎

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